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Auszüge aus dem Leben eines Genies

Salvador Dalí ist einer der genialsten Künstler der Moderne. Er inszenierte seine Werke und sich selbst auf spektakulärste Weise. In der Serie „Nach 50 Jahren Surrealismus“ illustrierte er sein eigenes Leben zum Anlass der Eröffnung seines Museums in Figueras. Diese zwölf Werke sind Bestandteil von „Dalí – Die Ausstellung am Potsdamer Platz“ und schließen den Rundgang ab. In der nun folgenden Vita sind diese von ihm selbst als sicherlich wichtigste Stationen seines Lebens ausgewählten Illustrationen zu Grunde gelegt.

Vita

* 11. Mai 1904 in Figueres, Katalonien
† 23. Januar 1989

Kindheit

1904

Am 11. Mai wird Salvador Felipe Jacinto Dalí y Domènech in Figueras in der Provinz Katalonien als zweiter Sohn des Notars Salvador Dalí y Cusí und seiner Frau Felipa Domènech geboren. Der Junge bekommt, wie sein mit 23 Monaten kurz zuvor verstorbener Bruder, den Vornamen Salvador. 4 Jahre später wird seine Schwester Ana Maria geboren.

1914–1918

Dalí ist Mitglied der städtischen Mal- und Zeichenschule in Figueras. Der Künstler und Kunstlehrer Juan Núñez Fernández erkennt Dalís Talent und fördert ihn. Sein Talent wird bei einer Gruppenausstellung im Stadttheater von Figueras von den Kritikern gefeiert. Er veröffentlicht in Lokalzeitschriften mehrere Artikel über die großen Meister der Malerei sowie eigene Gedichte.

Studienzeit

1921

Im Februar des Jahres stirbt Dalís Mutter. Im Oktober wird Dalí an der Kunsthochschule San Fernando in Madrid aufgenommen. Er wohnt in dem Studentenwohnheim „Residencia de Estudiantes“, wo er sich mit Federico García Lorca und Luis Buñuel anfreundet.

1926

Während seiner ersten Reise nach Paris trifft Dalí auf Picasso in dessen Werkstatt. Dieser bestärkt ihn in seinem Schaffen. Dalí lehnt die Prüfungsthemen der Abschlussprüfung der Akademie ab und proklamiert das Lehrerkollegium für unfähig, ihn als Künstler zu bewerten. Am 20. Oktober wird er auf einen königlichen Erlass hin endgültig von der Kunsthochschule in Madrid verwiesen (Bild Der Hinauswurf, WVZ 668).

Dalí und die Surrealisten

1928

Auf einer erneuten Reise nach Paris wird Dalí von Joan Miró in den Kreis der Surrealisten eingeführt.

1929

Buñuel und Dalí drehen den Film Ein andalusischer Hund, der ihre offizielle Aufnahme in die Pariser Surrealistengruppe markiert. Im Sommer des Jahres verbringen die Ehepaare Éluard, Magritte, Goemans und Buñuel ihre Ferien bei Dalí in Cadaqués. Gala Éluard und Dalí verlieben sich und werden ein Paar (Bild Galas göttlicher Rücken, WVZ 669).

1930

Er entwickelt erste Ansätze der Paranoisch-Kritischen Methode. In der Zeitschrift Le Surréalisme au Service de la Révolution erscheint Der Eselskadaver; bei den Éditions Surréalistes erscheint Die sichtbare Frau. Er illustriert Texte von André Breton, Paul Éluard und Tristan Tzara. Dalí kauft in Port Lligat bei Cadaqués eine Fischerhütte, die Gala und er von nun an große Teile des Jahres bewohnen (Bild Die Lorbeerkränze des Glücks, WVZ 665).
Die Verbindung mit Gala führt zum Bruch mit seinem Vater, der gegen die Beziehung ist (Bild Der überwundene Fluch, WVZ 666).
Rechtsextreme Gruppen zerstören bei der Vorführung des Films Das goldene Zeitalter von Buñuel und Dalí das Kino. Die Vorführung des Films wird durch den Bund der Nationalisten verboten.

1934

Gala und Dalí heiraten standesamtlich. Es kommt zu ersten Auseinandersetzungen mit den Surrealisten und André Breton. Das Ehepaar Dalí fährt in diesem Jahr zum ersten Mal in die Vereinigten Staaten. Die Reisekosten werden von Pablo Picasso übernommen. Dalís Ausstellung in New York erfährt einen triumphalen Erfolg (Bild Picasso: Eine Fahrkarte zum Ruhm, WVZ 670).

1935

Dalí schreibt über seine Paranoisch-Kritische Methode in Die Eroberung des Irrationalen (La Conquête de L’irrationnel). Ein Jahr später erscheint er auf der Titelseite der Zeitschrift Time, die ihm große Popularität verschafft.

1938

Dalí besucht auf Vermittlung Stefan Zweigs den großen Psychoanalytiker Sigmund Freud, der in London im Exil lebt. Dalí zeigt Freud sein Werk Die Metamorphose des Narziss, das er im Jahr zuvor als eine umfassende Anwendung der Paranoisch-Kritischen Methode parallel gemalt und geschrieben hat und zeichnet mehrere Porträts von dem Psychoanalytiker. Freud ist äußerst angetan von dem jungen Künstler (Bild Freud mit Schneckenkopf, WVZ 672).

1939

Es kommt zum endgültigen Bruch mit der Gruppe der Surrealisten und André Breton, der Dalí in einem Anagramm seines Namens den Beinamen "Avida Dollars" (Gier nach Dollars) gibt (Bild Der Großinquisitor [Breton] vertreibt den Retter [Salvador], WVZ 671). ln den Vereinigten Staaten veröffentlicht Dalí die Schrift Die Unabhängigkeitserklärung der Phantasie und die Erklärung der Rechte des Menschen auf seine Verrücktheit. Dalí gestaltet für das große Kaufhaus Bonwit-Teller auf der 5th Avenue in New York ein Schaufenster, das er zerschlägt, nachdem Änderungen ohne seine Zustimmung vorgenommen wurden (Bild Ein „erschütternder“ Auftritt auf der amerikanischen Bühne, WVZ 673).

In Amerika

1940–1948

Dalí und Gala leben im Exil in den Vereinigten Staaten.

1945

Dalí entwirft im Auftrag Alfred Hitchcocks für dessen Film Spellbound (dt.: Ich kämpfe um dich) die Traumszene. Er veröffentlicht die erste Ausgabe seiner Zeitung der Dalí-News. Monarch of the Dailies.

1946

Dalí zeichnet mehrere Entwürfe für das Trickfilmprojekt Destino mit Walt Disney. Der Film wird jedoch erst 2003 von einem Nachfahren Disneys realisiert und erscheint 2010 erstmals auf DVD.

Dalís nukleare Mystik

1949

Nach seiner Privataudienz bei Papst Pius XII. beschäftigt sich Dalí vorwiegend mit religiösen und mystischen Sujets (Bild Gott, Zeit, Weltraum und der Papst, WVZ 667).

1952

Dalís Vater stirbt. Es ist die Zeit seiner so genannten Nuklearen Mystik.

1956

Auf Drängen des Pariser Verlegers Joseph Forêt entsteht Dalís erstes lithographisches Werk Don Quichotte de la Mancha, bei dem er die Technik der Lithographie revolutioniert, indem er u. a. die Lithosteine mit Rhinozeroshörnern und Arkebusen im Rahmen diverser Happenings bearbeitet. Dalís Buch Les Cocus du Vieil art Moderne erscheint in Paris.

1958

Dalí und Gala heiraten kirchlich, nachdem Galas erster Ehemann, der surrealistische Dichter Paul Éluard, verstorben ist (Bild Galas göttliche Liebe, WVZ 674).

Das allumfassende Genie

1959

Für den exklusiven Buchclub Nouveau Cercle Parisien du Livre fertigt Dalí mit 20 Farbholzstichen die Illustration zu Alarcóns Der Dreispitz (Le Tricorne) an. Er erhält eine Audienz bei Papst Johannes XXIII. und arbeitet gemeinsam mit weiteren Künstlern am teuersten Buchprojekt seiner Zeit, der Apokalypse des Heiligen Johannes. Für seine drei Motive zu diesem Buch lässt Dalí u. a. eine mit Nägeln gefüllte Bombe auf Kupferplatten explodieren und überfährt mit einer Dampfwalze eine Nähmaschine, die zwischen Kupferplatten liegt.

1960

Die ursprünglich von der italienischen Regierung zum 700. Geburtstag Dante Alighieris, im Jahr 1965, in Auftrag gegebene und sicherlich umfangreichste Illustrationsarbeit Dalís (100 Xylographien zu Dantes Die Göttliche Komödie) wird vom französischen Verleger Joseph Forêt herausgegeben.

1963

Dalí veröffentlicht das Buch Le Mythe Tragique de l’Angélus de Millet. Er beginnt dem Bahnhof von Perpignan eine entscheidende Rolle in der Konstitution des Universums zuzuschreiben. Zudem werden naturwissenschaftliche Themen in Dalís Werk aufgenommen wie beispielsweise die Doppelhelixstruktur der DNS.

1964

Dalí veröffentlicht Das Tagebuch eines Genies. Er wird von Königin Isabella von Spanien mit dem Großkreuz geehrt, der bedeutendsten spanischen Auszeichnung.

1968

Dalí kauft für Gala das Schloss Púbol in der Nähe von Figueras. Er muss sich jedoch stets anmelden und um Erlaubnis bitten, bevor er sie dort besuchen kann (Bild Galas Schloss, WVZ 675).

1969

Es entstehen die Illustrationen zu Alice im Wunderland von Lewis Carroll für einen luxuriösen Buchclub in New York. Dalí erschafft Radierungen zur Illustration der Walpurgisnacht aus Goethes Faust. Seine Popularität führt dazu, dass er z. B. Fernsehwerbung für Chocolat Lanvin und Alka-Seltzer gestaltet. Im Auftrag der französischen Eisenbahn S.N.C.F. entwirft Dalí eine Plakatserie zu Frankreichs Regionen, die als Lithographien verlegt werden.

1970

Dalí realisiert als großer Bewunderer Richard Wagners und Meister der Kaltnadelradierung die umfangreiche Serie von 21 Farbkaltnadelradierungen zu Tristan und Isolde.

1971

Eröffnung des Salvador Dalí Museums in Cleveland, Ohio, mit der Sammlung von E. und A. Reynolds Morse, das 1982 nach Saint Petersburg, Florida verlegt wird. Dalí gestaltet die limitierte Erstausgabe des Modemagazins Scarab für das Modehaus Scabal und entwirft dabei die Skulptur Mannequin Zootropique, die einer Schneiderpuppe nachempfunden ist. Als Hommage an Dürer entsteht die Serie an Kaltnadelradierungen Neue mythologische Folge. Dalí gestaltet die Weihnachtsausgabe der französischen Zeitschrift Vogue.

1973

Dalí bringt einen Koffer mit Radierungen und dreidimensionalen Objekten unter dem Titel Zehn Rezepte zur Unsterblichkeit heraus. Zudem entstehen die Lithographien Dalís zu Rabelais‘ Pantagruels drollige Träume.

1974

Dalí eröffnet sein Teatro-Museo Dalí in Figueras. Dafür stellt er die Kaltnadelserie Nach 50 Jahren Surrealismus her. Seine Illustrationen zu Die gelben Liebschaften von Tristan Corbière entstehen (Bild Das Genie und Phantasiemuseum, WVZ 676).

Die letzten Jahre

1982

Am 10. Juni stirbt Gala. Im Juli wird Dalí von König Juan Carlos der Titel "Marqués de Púbol" verliehen. Er lebt von nun an auf Schloss Púbol.

1983

Im Mai malt Dalí sein letztes Gemälde Der Schwalbenschwanz.

1984

Dalí erleidet bei einem Zimmerbrand im Schloss Púbol schwere Brandverletzungen.

1989

Am 23. Januar stirbt Dalí an Herzversagen im Torre Galatea, dem Turm seines Museums in Figueras, den er seit dem Brand im Schloss Púbol bewohnt. Er wird auf seinen Wunsch in der Krypta des Museums beigesetzt. Dalí vermacht in seinem Testament sein gesamtes Vermögen und sein Werk dem spanischen Staat.